Kerstin Schilling


„Ost-Berlin war grau. Da fuhr man damals nur hin, um Verwandte zu besuchen.“

Das Kriegsende lag gerade 17 Jahre zurück, die Bombenschäden waren noch lange nicht beseitigt, die Mauer stand noch kein ganzes Jahr und die Kubakrise deutete sich an: Mitten hinein in dieses Jahr 1962 wurde Kerstin Schilling geboren, was von ihren Eltern damals „ganz schön mutig“ war, meint sie rückblickend, da doch die meisten Leute dachten, „nun fällt alles wieder auseinander“. Zwanzig Jahre später fühlte sich die Situation für sie ähnlich an:


Vielleicht förderte das Bewusstsein, in einer ummauerten Halbstadt zu leben, den unbedingten Willen nach Freiheit, der auch im Namen so mancher Institution festgeschrieben wurde, bemerkt Kerstin Schilling: im Sender Freies Berlin, in der Freien Volksbühne, in der Freien Universität und natürlich in der Freiheitsglocke, die täglich um zwölf Uhr vom Schöneberger Rathausturm erklang (bis heute!). Welchen Grund konnte es da noch geben, mal auf die andere Seite der Mauer zu wechseln?

Als dann die Mauer fiel, explodierten für Kerstin Schilling die Möglichkeiten: „Man konnte einfach was machen, ohne lange zu fragen, ohne Genehmigungen einzuholen“. Es gab nur einen Wermutstropfen:

Heute, über dreißig Jahre nach dem Mauerfall, fällt Kerstin Schilling kaum noch auf, wenn sie mal die „Stadthälfte“ wechselt. Doch wohnen bleiben will sie lieber in ihrem Kiez:

(Foto: Kerstin Schilling)

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