Klaus Schumann


„Ich geh‘ immer noch nicht gerne nach Ost-Berlin.“

Klaus Schumann wurde 1937 im Berlin-Schöneberg geboren, absolvierte nach dem Krieg eine Schneiderlehre, erkannte seine Liebe zu Männern, folgte einem Jugendschwarm in die damals schon tolerantere Schweiz und begann dort sein Schwulsein zu leben.

Drei Tage nach dem Bau der Mauer kam er zurück in das gerade neu entstehende West-Berlin. Schneider wurden gebraucht. Mit seinen Erfahrungen aus der Schweiz konnte er sich seine Anstellungen bei bedeutenden Berliner Modeschöpfern aussuchen und arbeite auch für die Deutsche Oper. 1975, im Jahr seiner Meisterprüfung, eröffnete er sein eigenes Atelier für Haute Couture und Kostüme.

Als 1978 der „Stern“ mit der Titelgeschichte „Wir sind schwul“ bundesweit erschien, war Klaus Schumann einer der mehr als 600 Männer, die sich namentlich in der Illustrierten outeten. Seine Eltern brachen darauf hin den Kontakt zu ihm ab.

Gegen den §175, der sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe stellte, entwickelte sich in der ummauerten Halbstadt eine lebendige queere Szene, eine von Jahr zu Jahr größer werdende Parade zum Christopher Street Day (CSD) und eine ausgeprägte Partykultur – bis Anfang der 80er-Jahre AIDS aufkam und sich in der schwulen Community rasch ausbreitete. Auch seinen langjährigen Freund verlor Klaus Schumann „an diese Krankheit“.

Insgesamt habe sich bis heute wenig in der Grundeinstellung gegenüber Schwulen verändert. Noch heute – und dabei verliert Klaus Schumann seinen freundlichen Blick –, noch heute hätten die meisten Eltern „lieber einen Mörder als einen Schwulen zum Schwiegersohn“.

Doch West-Berlin war und blieb SEINE Stadt, zum Leben und zum Arbeiten:


Ost-Berlin blieb für Klaus Schuhmann bis heute ein fremder Teil der Stadt, entfernt von seinen Lebensvorstellungen: zu verklemmt und politisch zu weit nach rechts abgerutscht. Da müsse er nicht hin:

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